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 Grusswort IRGW-Vorstand



Das Pogrom vom 7. Oktober im Süden Israels, versinnbildlicht durch den brutalen Mord an mehr als 360 jungen Menschen allein auf dem Gelände des Supernova-Festivals, bedeutet einen tiefen Einschnitt für Israel, für die jüdischen Menschen in aller Welt, für uns in Deutschland und auch für unsere Gemeinde: Die Zahl antisemitischer Straftaten ist infolge des antisemitischen Pogroms auf jüdische Menschen in Israel auch hier in Deutschland und weltweit nochmals massiv angestiegen. Die Sorge vor Übergriffen und ein massiver Druck durch einen gesellschaftlichen Diskurs, in dem Täter und Opfer vertauscht, sowie friedliches jüdisches Leben in den Gemeinden und Familien weltweit zu Kollateralschäden eines Krieges gemacht werden, ist auch für die Mitglieder unserer Gemeinde seither bittere Realität. „Seit den in Teilen relativierenden, verherrlichenden oder ausbleibenden Reaktionen auf den 7. Oktober hat sich der moralische Standard verschoben“, so Zentralratspräsident Dr. Josef Schuster.

Kann man in einer solchen Zeit Jüdische Kulturwochen veranstalten? Wir meinen: Ja, gerade jetzt! Einschüchterungen begegnen wir mit Zusammenhalt. Und wir wollen gemeinsam all denjenigen Mut machen, die hinter uns stehen und auch jenen, die seither in Angst leben. Wir wollen Mut machen, indem wir zeigen: Wir sind da und wir sind ein selbstverständlicher Teil unserer Stadtgesellschaft und lassen uns dieses Selbstverständnis auch nicht nehmen. Als jüdische Gemeinde tragen wir bei zur kulturellen Vielfalt unserer Stadt. „Jüdisch ist Jetzt!“ haben wir daher als Motto unserer Jüdischen Kulturwochen 2024 gewählt und wir wissen viele hinter uns. Die große Zahl der Partner, die mit eigenen Veranstaltungen zum hochkarätigen und vielfältigen Programm unserer Jüdischen Kulturwochen beitragen, belegt dies eindrucksvoll.

Jüdische Persönlichkeiten, namhafte Autoren, Historiker, Musiker, Wissenschaftler, Schauspieler und Regisseure sind zwischen dem 6. und 20. November nach Stuttgart eingeladen und werden dazu beitragen, dass wir in Stuttgart wieder zwei intensive, bereichernde und inspirierende Wochen erleben werden.

Allen unseren Besucherinnen und Besuchern wünschen wir ein besonderes Kulturerlebnis, wertvolle Erfahrungen und gute Begegnungen in einem friedlichen, respektvollen Miteinander.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

DER IRGW-VORSTAND

Prof. Barbara Traub
Michael Kashi
Mihail Rubinstein




 Grusswort ZR-Präsident Dr. Schuster


Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher der Jüdischen Kulturwochen Stuttgart,

je nach Blickwinkel, erlaubt das diesjährige Motte der Jüdischen Kulturwochen Stuttgart unterschiedliche Auslegungen. „Jüdisch ist jetzt!“, das kann den Wunsch vieler insbesondere junger Jüdinnen und Juden Ausdruck verleihen, dass ihre jüdische Identität und Judentum in Deutschland nicht ausschließlich im historischen Kontext von Schoa und Antisemitismus thematisiert wird. Das ist nicht zu verwechseln mit der gefährlichen Sehnsucht nach Geschichtsvergessenheit: Der jüdischen Gemeinschaft geht es um Anerkennung und Sichtbarkeit. „Jüdisch ist jetzt!“ ist demnach auch schlichtweg eine Erinnerung daran, dass eine vielfältige und lebendige jüdische Gemeinschaft existiert.

Doch was bedeutet es im Hier und Jetzt, jüdisch zu sein? Eine pauschale Antwort gibt es darauf nicht, jüdisches Leben ist schließlich kein Monolith. Eins lässt sich jedoch mit Sicherheit sagen: Es war lange nicht mehr so schmerzvoll im Hier und jetzt jüdisch zu sein. Der 7. Oktober und seine Folgen auch für jüdisches Leben in Deutschland verlangen nach einer Sprache, die berücksichtigt, dass die Wunden, die an diesem Tag entstanden sind, noch nicht heilen konnten. Ein einziger Tag und seine Folgen haben Jüdinnen und Juden unwiderruflich geprägt. Das Pogrom unserer Zeit hat Traumata reaktiviert, die generationsübergreifend wirken. Jeder hat einen Riss erlebt. Allein ist man nicht mit der Erfahrung. Man kann den Schmerz mit Gemeinschaftsgefühl und Miteinander auffangen und aus diesem Miteinander Hoffnung schöpfen.

Die jüdischen Kulturwochen sind ein vielversprechender Versuch, den Wunsch nach Sichtbarkeit, Anerkennung und Hoffnung einzulösen. In diesen Tagen geballter jüdischer Kultur, ist die IRGW Gastgeber und zeigt auf, was bereits da ist, um es zu würdigen und zu zelebrieren. Denn Stuttgart ist auch die restlichen 351 Tagen bereits Heimstätte jüdischer Kunst- und Kultur(schaffender)!

Auch dieses Jahr fließen viel Hingabe und Einsatz in die Organisation und Umsetzung. Mein Dank gilt allen, den Veranstaltern, Förderern und Partnern der jüdischen Kulturwochen, die dieses Programm wieder auf die Beine gestellt haben. Ich bin mir sicher, dass sie mit zahlreichen Besucherinnen und Besuchern belohnt werden. Professorin Barbara Traub, Vorstandssprecherin der IRGW, einer der treibenden Kräfte hinter dem jüdischen Kulturleben in Stuttgart, gebührt mein besonderer Dank für ihr unermüdliches Engagement.

Es ist mir eine ausgesprochene Freude, auch dieses Jahr die Schirmherrschaft übernehmen zu dürfen.

Und ich wünsche mir, dass die jüdischen Kulturwochen nach außen wirken und ausstrahlen in dieses Land. Denn wenn zum Schluss auch nur ein einziger Mensch seine Vorurteile ablegt und offen auf Menschen aus anderen Kulturen zugeht, dann hätten diese Wochen schon ihren Sinn gehabt.

Ihr
Dr. Josef Schuster
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland




















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Grusswort Oberbürgermeister Dr. Nopper


Die Jüdischen Kulturwochen sind seit vielen Jahren eine beliebte Veranstaltung in Stuttgart. Die Resonanz ist groß, die Kulturwochen bringen die Menschen zusammen und wecken ein besonderes Interesse am jüdischen Leben in Stuttgart.

Der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs ist für die Ausrichtung herzlich zu danken. Auch den Stuttgarter Kultureinrichtungen ist zu danken, die sich als Partnerinnen und Partner beteiligen. Das freundschaftliche Zusammenwirken beschert Stuttgart über mehrere Wochen hinweg Kulturveranstaltungen, die auch im Zeichen interreligiöser Verständigung stehen.

Seit 2004 gibt es die Jüdischen Kulturwochen, in diesem Jahr finden sie bereits zum 21. Mal statt. Das Motto lautet diesmal: „Jüdisch ist jetzt!“ Daraus spricht Selbstbewusstsein, Behauptungswillen, Trotz. Noch immer sitzt der Schock des 7. Oktober tief. Der kriegerische Angriff der Hamas auf Israel war schockierend, ein Verbrechen, das das feine Netz der israelisch-palästinensischen Beziehungen, welches entstanden war, zerrissen hat. Gegen solche Brutalität kann Kultur wenig ausrichten. Aber das ist auch nicht ihr Ziel. Sie will die Menschen zusammenführen, zeigen, dass man sich trotz unterschiedlicher Meinungen und Lebensstile, trotz unterschiedlicher Überzeugungen miteinander verständigen sollte und auch kann.

Gern habe ich wieder die Schirmherrschaft über die Jüdischen Kulturwochen übernommen, denn sie zählen zu den wichtigsten Veranstaltungen der IRGW und können das Verständnis zwischen Nichtjuden und Juden weiter verbessern. Auch angesichts des aufkeimenden Antisemitismus in Deutschland und vielen anderen Ländern sind Veranstaltungen wie die Jüdischen Kulturwochen wichtig. Man muss einander besser kennenlernen, man muss Vorurteile abbauen. Die Jüdischen Kulturwochen bieten auch Gelegenheit, Flagge zu zeigen und unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu schützen und zu unterstützen.

Stuttgart freut sich über die lebendige jüdische Gemeinde, wir freuen uns auf die Begegnungen mit Ihnen, wir freuen uns auf die Jüdischen Kulturwochen!

Dr. Frank Nopper
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart




Grusswort Ministerpräsident Kretschmann


Seit mehr als 20 Jahren sind die Jüdischen Kulturwochen Stuttgart eine wunderbare Gelegenheit, dem vielseitigen jüdischen Leben in Baden-Württemberg bei kulinarischen Gaumenfreuden, inspirierender Musik, kreativen Ausstellungen, spannenden Vorträgen und Lesungen zu begegnen. Gerne habe ich die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen und begrüße alle Besucherinnen und Besucher sehr herzlich!

Baden-Württemberg ist stolz auf seine pluralistische Gesellschaft, in der die jüdische Kultur unser Zusammenleben auf vielfältige Weise bereichert. Unter dem diesjährigen Motto „Jüdisch ist jetzt!“ rückt die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs das facettenreiche jüdische Leben der Gegenwart in den Fokus. Dieses Leben ist nicht nur von einer reichen Geschichte geprägt, sondern entwickelt sich dynamisch weiter und zeigt sich in bunter Vielfalt im Hier und Jetzt.

Das Motto der Veranstaltungsreihe richtet den Blick auch nach vorne und unterstreicht die lebendige und zukunftsorientierte Präsenz jüdischer Kultur in unserer Region. Diese Zukunft zu gestalten, erfordert nicht nur kulturelles Engagement, sondern auch ein klares Eintreten gegen Antisemitismus. Denn dieser bedroht auch heute noch Jüdinnen und Juden. Der Schutz und die Förderung jüdischen Lebens sind sowohl kulturelle als auch gesellschaftliche Verpflichtungen, die wir gemeinsam tragen. Wenn wir uns gegen Antisemitismus stellen, so verteidigen wir damit auch unsere Werte und unsere Demokratie.

Wir stehen entschlossen gegen Hass, Rassismus und Extremismus. Diese Prinzipien sind grundlegend für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Die Jüdischen Kulturwochen Stuttgart setzen daher ein starkes Zeichen für Toleranz, Vielfalt und gegenseitigen Respekt. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Menschen frei von Diskriminierung und Ausgrenzung leben können. Nur so können wir eine Gesellschaft aufbauen, in der Vielfalt als Stärke empfunden wird und jeder Einzelne seinen Platz findet.

Allen, die an der Organisation und Umsetzung der Veranstaltungen beteiligt sind und sich mit viel Engagement für die Jüdischen Kulturwochen einbringen, danke ich herzlich. Ihr Einsatz schafft die Möglichkeit zum Dialog und Austausch. Den Besucherinnen und Besuchern wünsche ich interessante Einblicke und anregende Gespräche!

Winfried Kretschmann
Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg